Benefizkonzert „Wir musizieren für die Ukraine“

Genau 894 Tage ist es her, dass am Donau-Gymnasium Kelheim das letzte Konzert erklungen ist. Wohl keiner der anwesenden Konzertbesucher dieses vorweihnachtlichen Konzerts am 18. Dezember 2019 konnte sich auch nur im Ansatz vorstellen, was in diesen konzertfreien 894 Tagen alles passieren würde! Dass dies die längste konzertfreie Zeit in der Geschichte des DGK war, ist dabei nur einer von vielen Superlativen, den die Coronazeit mit sich brachte. Auch in musikalischer Hinsicht hatte die Pandemie eine tiefe Kerbe ins DGK-Holz geschlagen: drastische Einschränkungen wie Proben- und Auftrittsverbote, Abstands- und Instrumentendesinfektionsgebote, Einhalten von Hygieneplänen, Proben bestenfalls via Videokonferenz, stark beschränkte Gruppengrößen etc. drehten das musikalische Leben am DGK auf absolute Sparflamme herunter. Und so war es – nach so langer Zeit – ein gefühltes Novum, als am 1. Juni 2022 ein „richtiges“ Konzert vor „richtigem“ Publikum und ohne staatlich verordnete Einschränkungen wie reduzierte Besucheranzahl, Maskenpflicht und Abstand gegeben werden konnte.

Umso verwunderlicher war es, dass an diesem 1. Juni 2022 von all der zu leistenden musikalischen Wiederaufbauarbeit nur wenig zu spüren und den Ensembles die Zwangspause kaum anzumerken war. So eröffnete das Orchester (Leitung: Birgitta Stangl) mit der Ouvertüre aus Händels „Feuerwerksmusik“ sowie dem „Gefangenenchor“ aus Verdis „Nabucco“ den Abend würde- und weihevoll. Mit volksliedartigen und gefälligen Stücken („Wenn der Wind tscha tscha tscha“, „Singt ein Vogel“, „Das Dromedar“) wartete der Unterstufenchor (Leitung: Stephan Wagner) auf: auswendig, in passendem Outfit und gewohnt choreographisch unterstützt. Solistisch beeindruckten Merle Lippmann (10c) an der Violine mit der elegischen „Meditation“ aus Massenets „Thaïs“, agogisch und dynamisch sehr musikalisch und feinsinnig vorgetragen, sowie Marie Sendtner (9c) mit einer rasanten Interpretation von Chopins „Fantaisie-Impromptu“, bei der besonders der Mittelteil das große musikalische Potential der Interpretin erahnen ließ. Mit „Putting‘ on the Ritz“, „Jailhouse Rock“, „Viva la Vida“ (wie passend…), „Smoke on the Water“ und „Mambo Nr. 5“ trat die Bigband (Leitung: Birgitta Stangl) mit Verve und Spielfreude auf den Plan und bediente dabei auch das rockige Segment mit Energie und Spritzigkeit. Die Unterstützung durch eine Schar ehemaliger Schülerinnen und Schüler, wobei die Abiturienten der Jahrgänge 2021 und 2022 im Lauf des Abends in gebührendem Rahmen verabschiedet wurden, zeigte die große Verbundenheit der Musikerinnen und Musiker mit der Schule auch nach ihrem Ausscheiden.

Wohl am stärksten während der Hochzeiten der Pandemie gelitten haben dürfte das Vokalensemble, das unmittelbar vor dem Konzert projektartig quasi neu aus der Taufe gehoben werden musste. Mit Stücken wie „Jada“, „Cherry Blossom, Sakura“, „Un poquito cantas“ und „The Lion sleeps tonight“ wurde ein großer internationaler Bogen um die ganze Welt gespannt und fast jeder Kontinent musikalisch bedient – passend zum traurigen Anlass des Benefizkonzerts, dessen Auswirkungen ebenfalls auf der ganzen Welt zu spüren sind. Und so war die weitere Programmgestaltung mit „Imagine“ – John Lennons Friedenshymne par excellence! – sowie der Europahymne (Beethoven/Schiller), bei dem die ganze Aula zum Mitsingen eingeladen war, nur konsequent und folgerichtig, und ließ die weltumspannende und auch bei Diktatoren gefürchtete enorme Kraft der Musik erahnen.

Dank tatkräftiger Unterstützung des Moderatoren-Duos Sibel Sahin und Justus Plank (beide Q11), der „Licht- und Ton-AG“ (Leitung: Thomas Mehringer), der Lehrkräfte Andrea Finger (Kontrabass), Thomas Franz (Trompete), Jürgen Frömberg (Vokalensemble), Thomas Harrieder (Klavier) und Tobias Marzahn (Violine) und der passend gewählten, schlichten Dekoration in den dominierenden Farben blau und gelb (Organisation: Christiane Settele) lässt sich feststellen: ein stimmiger Abend, auch wenn die Akustik der DGK-Aula nicht gerade einfach ist. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder 894 Tagen dauert, bis das nächste Konzert stattfindet…