USA, quo vadis? – Vortrag über Amerikas Politik am Donau-Gymnasium Kelheim

Trump als Entertainer, als Possenreißer und Toupetträger, so wenig politisch präsentierte Dr. Markus Hünemörder, Dozent und Spezialist für amerikanische Politik an der Universität München, den amerikanischen Präsidenten im Rahmen eines 90-minütigen Vortrags am 19. Oktober 2017. Zum 7. Mal war der Amerika-Experte ans DGK gekommen, um der Oberstufe einen Überblick …über die derzeitige Innen- und Außenpolitik Amerikas zu geben. So manchem Q12-Schüler war noch Hünemörders letztjährige Prognose im Ohr, die Trump zum Verlierer der Wahl machte. Leider falsch. Nun hat Amerika einen Präsidenten, für dessen Imitation in der Satireshow „Saturday Night Live“ der Schauspieler Alec Baldwin den Emmy-Preis für die beste Fernsehunterhaltung bekommen hat. Anlass für Gelächter gibt der echte Trump permanent, leider auch genügend Anlass zur Sorge. Hünemörder ließ Trumps Wahlkampfstrategie Revue passieren, die aufgrund ihrer Anti-Doktrinen zum Erfolg führte. So hätten die Amerikaner Trump aufgrund seiner Gegnerschaft zur Politik und den Politikern, zu traditionellen Glaubenssätzen und zu gesellschaftlichen Konventionen gewählt. Mit seiner Ablehnung gegen das Bestehende sei er jedoch weit über gängige populistische Politik hinausgegangen, er habe bei Fragen wie der Immigration den amerikanischen Konsens kaputt gemacht, das amerikanische Volk tief entzweit. Ein Jahr später wirkt die Kluft zwischen einem arbeitslosen Landbewohner aus Montana beispielsweise und einem Anwalt in Brooklyn unüberbrückbar.  Das war eine Wahl über „who you are“, ähnlich der Loyalität zu einem Football-Team, das man bedingungslos liebt, selbst wenn es verliert. „Die, die den Gegner wählten, sind dann in den Augen der anderen keine Amerikaner mehr“, schildert Hünemörder die momentane Gesinnung.

So populistisch Trumps Wahlversprechen waren, so aggressiv sein Vorgehen auch anmutete, so ergebnislos ist seine Politik. Kein Wunder, denn der Riss geht auch quer durch seine eigene Partei. Die Republikaner sind entzweit, „ein Grund, dass keine Gesetze verabschiedet werden“, erklärt Hünemörder. Wo Trump bedauerlicherweise Erfolge verzeichnen kann, ist bei seiner Weigerung, die Energiewende zu vollziehen. Andere Projekte wie den Bau der Mauer an der mexikanischen Grenze oder die Abschiebung der illegalen Einwanderer wurden auf Eis gelegt. Außenpolitisch sei fast alles gleich geblieben: „Ob Manipulation der Wahl oder nicht, das Verhältnis zu Russland ist genauso kalt wie eh und je“ und „zwischen Nordkorea und USA gibt es alle zehn bis 15 Jahre solche Auseinandersetzungen“, urteilte Hünemörder.

Die Aussichten auf ein Amtsenthebungsverfahren seien nicht gut, denn Trump würde sich „in dieser Richtung nichts zu Schulden kommen lassen“. Und Trumps Lebensalter von 71 ließe auch keine Hoffnung aufkommen, da er einen fitten Eindruck mache, entkräftete Hünemörder jede Spekulation auf eine baldige Veränderung im Weißen Haus.

Hünemörders Zusammenstellung aller Pläne und Verfehlungen Trumps brachten den Zuhörern neue Einsichten: „Ich habe mich sehr gewundert, dass so wenig Gesetze verabschiedet wurden, obwohl Trump dauernd in den Medien ist“, bemerkte Q11-Schüler Bernd Kathmann. Gina Raß freute sich über die Erklärung der Hintergründe der Politik Trumps. Simon Lermer, der vor kurzem erst im Rahmen des DGK-Austauschs mit Effingham in Amerika war, erklärte: „Ich fand diese Gespaltenheit in Amerika furchtbar. Dieser Riss in der Gesellschaft war absolut spürbar.“

OStRin Sabine Schmöller