„My Sister Syria“ – Theaterbesuch der Q11

Am Donnerstag, dem 26. Oktober, besuchte die gesamte Q11 des Donau-Gymnasiums eine Vor-stellung der American Drama Group Europe in der Stadthalle Neutraubling.

Die ADG ist bekannt für Aufführungen von Schulklassikern, aber dieses Mal wurde unseren Schülerinnen und Schülern mit „My Sister Syria“ ein völlig anderes Stück geboten – in englischer und arabischer Sprache. Wie der Autor und Regisseur Paul Stebbings betont, ist Syrien die Bühne, auf der unser Jahrhundert seine größte Tragödie stattfinden lässt. Die Auswirkungen dieses Konflikts erreichen uns in unserem täglichen Leben und beeinflussen politische Entscheidungen, auch hier im Westen. Wir können die Problematik von Einwanderung, Flucht und Terror nicht ignorieren.

Das Stück erzählt eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Die fiktive Figur Rachel, eine in London lebende NGO–Aktivistin, sammelt Geld für syrische Flüchtlinge und baut Netzwerke auf, die bei der Flucht aus Syrien behilflich sind. Sie ist in ständigem Kontakt zu Razan, einer Anwältin für Menschenrechte in Syrien. Diese Figur im Stück ist der echten Person Razan Zaitouneh nachempfunden. Im Dezember 2013 wurde Razan Zaitouneh zusammen mit ihrem Ehemann und zwei Kollegen gekidnappt, vermutlich von der islamistischen Rebellengruppe Army of Islam. Seither wurde nichts mehr von ihr gehört und man geht davon aus, dass sie wohl nicht mehr am Leben ist.

Im Stück erlebt Rachel via Skype mit, wie Razan entführt wird. Rachel versucht alles, um Razan zu helfen, und gibt eine Pressekonferenz. Ein Mitglied des britischen Geheimdienstes MI6 tritt nun an Rachel heran und bittet sie, nach Syrien zu reisen und eine Generalin der Opposition zu Assad herauszuholen. Rachel willigt unter der Bedingung ein, dass der MI6 ihr auch hilft, ihre Freundin Razan zu retten.

Das Stück zeigt alle Facetten des Kriegs in Syrien: die Leiden der Zivilbevölkerung, die brutalen Kämpfe zwischen den beteiligten Gruppen, die Zerrissenheit im Land und im dritten Akt den typischen Weg der Flüchtlinge erst über die Türkei, dann mit kleinen Booten nach Lesbos, durch Griechenland und die Balkanroute nach Deutschland. Die Freude über die sichere Ankunft in Deutschland gipfelt in dem Ausruf: „Mrs Merkel, marry me!“

Das Stück gibt keine Antworten, es regt zum Diskutieren und Nachfragen an. Gut, dass am Ende der Aufführung unseren Schülern Gelegenheit geboten wurde, den Schauspielern Fragen zu stellen. Paul Stebbings sagt in den Director’s notes, das Ende des Stücks sei so komplex wie das ganze Thema. „While we in the west are challenged by Islamic fundamentalism and violent extremism, the vast majority of its victims are living in the Middle East: our brothers and sisters in Syria and beyond.“

Quelle: ADG Europe

Inge Kronfeldner