Übergänge gestalten – Ankommen an der neuen Schulart

Angekommen am Donau-Gymnasium Kelheim (Foto M. Mallmann)

„Herzlich willkommen an unserer Schule, dem Donau-Gymnasium Kelheim!“, lautet das Motto der in diesem Schuljahr zum ersten Mal abgehaltenen Willkommenstage für unsere Schülerinnen und Schüler in der 5. Jahrgangsstufe. Der Übertritt ist zu diesem Zeitpunkt geschafft und der Eintritt in die weiterführende Schule gelungen.

Zu diesem Zeitpunkt gilt es, die Schülerinnen und Schüler beim Ankommen und bei der Orientierung an der neuen Schule zu begleiten und aktiv zu unterstützen. Hierfür hatte sich ein eigenes Team aus Lehrern zusammengefunden, das in unterschiedlichen Workshops die Neuankömmlinge in ihrem Klassenverband auf das Zukünftige vorbereitete. Selbstmanagement und Lernen lernen (M. Mallmann), die gymnasiale Methodik mit Schwerpunkt des Vokabellernens (C. Meyer), mit Schulbuch- und Informationstexten arbeiten (T. Merschel) sowie der faire Umgang miteinander (C. Heide) waren die Schwerpunkte der beiden Tage in der ersten Schulwoche.

 Lernen lernen leicht gemacht (Michaela Mallmann)

Im Workshop der Beratungslehrerin Michaela Mallmann „Effizientes und erfolgreiches Lernen am Gymnasium“ wurden die klassenspezifischen Lernteufel ausgemacht, die das Lernen erschweren. Jeder machte seine ganz persönlichen Lernteufelchen für sich dingfest. Schnell kristallisierten sich in jeder Klasse die mächtigsten dieser heraus: Müdigkeit, Ablenkung, die fehlende Lust und natürlich das Lernen auf den letzten Drücker waren die beherrschenden Saboteure. Im Anschluss wurden Strategien aufgezeigt, wie diese Lernteufel durch emsige Lernbienchen leicht zu besiegen sind.

Die Kontrahenten (Foto: M. Mallmann)

Ein jeder Neuankömmling hatte am Ende des Workshops seinen eigenen Lernboykotteuren mindestens drei persönliche Lernerfolgsgaranten entgegenzusetzen. Es wurde deutlich, dass erfolgreiches Lernen durch genaue Selbstbeobachtung, die Vermeidung von Ablenkungsmöglichkeiten (smartphonefreies Kinderzimmer in den Lernzeiten), durch einen ruhigen, freundlichen, aufgeräumten Arbeitsplatz möglich ist. Unerlässlich bleibt dabei die Lust auf das Lernen durch unterschiedliche Strategien (Selbstbelohnung, Zielsetzungen, Freude am Wissensgewinn, genügend Schlaf etc.) zu steigern. Erfolge sollen dabei gefeiert und Misserfolge genau analysiert werden. Sie werden nicht bestraft, sondern als Chance gesehen, zu lernen und Fehler abzustellen. Die sinnvolle Organisation der Hausaufgaben und der Vorbereitung auf den nächsten Schultag wurden außerdem thematisiert. Dafür erhielten die Schüler und Schülerinnen eine „Hausaufgaben To-do-Liste“, die zuhause gerne vervielfältigt werden kann. Unerlässlich für das Lernen, gerade für das schnelle und effektive, ist die optimale Konzentration. Die Bedeutung des Wechsels zwischen mündlichem und schriftlichem Lernen, zwischen leichtem und schwerem Lernstoff und das Aufwärmen mit leichtem Lernstoff am Beginn der Lernphase sind weitere Garanten des Lernerfolgs. Wie beim Sport muss das Gehirn mit kleinen Aufwärmübungen auf die Herausforderungen vorbereitet werden. „Wenn man weiß, wie das Lernen geht“, die Erkenntnis aller, „ist es gar nicht schwer und macht außerdem noch richtig Spaß!“

In Bewegung bleiben! (Foto: M. Mallmann)
Sozialkompetentes Verhalten in Gruppen (Christoph Heide)

Unter dem Motto „Pack ma´s“ – die Übereinstimmung des Titels mit dem gleichnamigen Programm der Bayerischen Polizei ist keineswegs Zufall – konnten die neuen Gymnasiasten in spielerischer Form die Bedeutung von Selbstbehauptung, Toleranz und Verantwortung erfahren. Dem Workshopleiter Christoph Heide, der an der Schule das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ leitet, ist es wichtig, dass die Kinder zu ihrer eigenen Meinung stehen, gleichzeitig aber andere Ansichten gelten lassen, Grenzen setzen und akzeptieren, in Konfliktsituationen angemessen reagieren und ggf. couragiert für andere eintreten. Dies sind wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten, die entwickelt und trainiert werden müssen, damit eine Schulgemeinschaft gelingt. Dass 90 Minuten diesbezüglich nicht sehr viel mehr als ein initialer Impuls sein können, ist klar. Das Donau-Gymnasium hat sich als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ allerdings selbst verpflichtet, regelmäßig Projekte zu generieren, die seinen Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten eröffnen, ihre sozialen Kompetenzen auszubauen und zu stärken. Ein weiterer Inhalt dieses Moduls der Willkommenstage war die Erarbeitung wichtiger Regeln für den Klassenchat. In Kleingruppen analysierten die Schülerinnen und Schüler konkrete Fallbeispiele, beschrieben, welches Verhalten im Chat zu Konflikten führen kann, und formulierten Regeln, die eben diese Konflikte verhindern sollen. Per Unterschrift auf einem Plakat mit den selbst erarbeiteten Regeln versprachen alle, diese zu beachten und einzuhalten. Obwohl mittlerweile auch einige Grundschulen dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angehören und einige Schüler mit dem Programm „Pack ma´s“ bereits in Berührung gekommen sind, erkannten alle die positiven Effekte für das gegenseitige Kennenlernen sowie den Klassenzusammenhalt.

Die Arbeitsorganisation und der Umgang mit Texten (Tanja  Merschel)

Tanja Merschel, Lehrerin für Chemie, Biologie sowie Natur und Technik, brachte den Kindern die neurobiologischen Grundlagen des Lernens bei. Sie ermittelte gemeinsam mit den Gruppen, dass Lernen mit allen Sinnen spielend und mit Freude gelingt. Des Weiteren erklärte sie den Neuankömmlingen, wie sie das Hausaufgabenheft selbstständig und sinnvoll führen können und warum ein gut geführtes Hausaufgabenheft unerlässlich für den Schulerfolg ist. Zusätzlich war die Organisation des Lernablaufs und der täglichen Hausaufgaben ein Schwerpunkt. Um mit Schulbuchtexten umgehen zu können, übten die Schülerinnen und Schüler an einem Beispiel, wie man Texte schnell liest, diese versteht und dabei das Wichtige auch noch im Kopf behält. Eine Kunst, die jeder beherrschen sollte. Vier Schritte sind hier unerlässlich, so fanden die jungen Gymnasiasten heraus. Zuerst gilt es, den Text zügig zu lesen und sich in diesem eine grobe Orientierung über die Inhalte zu schaffen. Beim zweiten Lesen sind dann schon die Stifte, die Textmarker mit dabei. Man markiert Textstellen, kennzeichnet Wesentliches und hebt es damit hervor. Beim dritten Lesen fertigt man Randnotizen an. Jetzt kommt der Kugelschreiber oder der Füller zum Einsatz. Diese Bemerkungen untergliedern den Text und strukturieren ihn. Außerdem kann man die Vorlage auch mit eigenen Gedanken sowie weiterführenden Fragestellungen ergänzen. Bleibt dann noch Zeit, können diese eigenen Bemerkungen in ein Exzerpt, eine eigene Zusammenfassung oder in eine Mind-Map gebracht werden. So Gelesenes und im Kopf Verarbeitetes wird nicht mehr vergessen und ist jederzeit abrufbereit.

Der kreative und nachhaltige Umgang mit Vokabeln (Claudia Meyer)

Claudia Meyer, die Sport und Englisch unterrichtet, hatte sich den kreativen und nachhaltigen Umgang mit Vokabeln zu ihrem Workshopthema gemacht. In jedem Fall ein wesentlicher Baustein, um am Gymnasium erfolgreich durchzustarten, da jede Schülerin und jeder Schüler das Abitur mit zwei Fremdsprachen abschließt.

Geklärt wurde zuerst einmal, was nachhaltiges Lernen von Vokabeln denn überhaupt bedeutet. Richtiges Vokabellernen verlangt erstens, dass die Kinder die Aussprache beherrschen, zweitens die verschiedenen Bedeutungen der Wörter kennen und diese drittens im Satz korrekt anwenden können. Dies erreicht man, indem Besonderheiten in der Aussprache markiert werden, die Vokabeln zu unterschiedlichen Zeitpunkten mindestens fünfmal wiederholt, die Wörter aber im Kontext, also in ihrem Bedeutungszusammenhang lernt und sie sich nicht isoliert in den Kopf paukt. Für dauerhaftes Lernen besonders hilfreich ist, sich Eselsbrücken zu bauen und sich Assoziationen und Bilder zum Einprägen zu Nutze zu machen. Die Entscheidung, ob ein dreispaltiges Vokabelheft oder ein Karteikartensystem sinnvoller ist, unterliegt der unterrichtenden Lehrkraft. Beide Varianten bieten Vor- und Nachteile. Während das Heft ein strukturiertes Lernen ermöglicht, spielt der Listenplatz beim Karteikartensystem keine Rolle, sodass alle Vokabeln sicher gelernt werden. Eine Kombination der beiden Systeme ist möglich: Das Kind kann besonders schwierige Vokabeln auf Karteikarten schreiben und lernen. Maßgabe beim Lernen ist immer, dass der Lernende seinen eigenen Weg, sein eigenes System findet, wie er am besten erfolgreich lernt.

Das durchwegs positive Feedback der Neuankömmlinge erfreute das Team, das die Willkommenstage mit kleinen Anpassungen im nächsten Schuljahr erneut abhalten wird, um weiter den Übergang von der Grundschule an das Gymnasium aktiv zu begleiten und die ehemaligen Grundschüler an der neuen Schule herzlich willkommen zu heißen!

M. Mallmann, C. Heide, T. Merschel, C. Meyer