Am 10.12.2018 informierten der Bundesbankdirekter Reinhard Pfaffel, Leiter der Deutschen Bundesbank-Filiale in Regensburg, und Frau Herold, Bachelorstudentin bei der Deutschen Bundesbank in Hachenburg, die Oberstufenschüler des Donau-Gymnasiums Kelheim im Fach „Wirtschaft und Recht“ über die aktuelle Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Frau Herold stellte den Schülerinnen und Schüler das duale Studium „Zentralbankwesen/Central Banking“ bei der Deutschen Bundesbank vor. Dabei ging sie auf die Inhalte und den Ablauf des Studiums, auf Perspektiven nach dem Studium und auf das Bewerbungsverfahren ein.
Anschließend begann der Bundesbankdirektor seinen Vortrag zur Geldpolitik mit einem Überblick zu den Mitgliedsstaaten der Europäischen Währungsunion (EWU). Herr Pfaffel hob hervor, dass die baltischen Staaten Mitglieder in der EWU waren, bevor sie dem politischen Bündnis der EU-Staaten angehörten, denn die drei Staaten sind erst im Jahr 2004 der EU beigetreten. Eine währungspolitische Zusammenarbeit von Staaten vor einer allgemeinen politischen Zusammenarbeit ist recht ungewöhnlich.
Herr Pfaffel erklärte den Schülerinnen und Schülern, dass das vorrangige Ziel der EZB die Gewährleistung von Preisniveaustabilität ist. Diese liegt vor, wenn der Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex für das Euro-Währungsgebiet mittelfristig bei unter, aber nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr liegt.
Diese Zielformulierung gewährleistet unter anderem einen gewissen Sicherheitsabstand zur Deflation. Der Bundesbankdirektor stellte klar, dass eine Deflation nicht immer schädlich für die wirtschaftliche Entwicklung sein muss. Bei der Beantwortung der Frage, ob eine Deflation wirtschaftsschädlich ist, ist die Ursache für die Deflation entscheidend. Eine Deflation mit positiven Auswirkungen könnte sich beispielsweise dann ergeben, wenn die Unternehmen sinkende Produktionskosten, z.B. aufgrund sinkender Energiekosten, bei stabilen Preisen haben. Dies würde folglich zu steigenden Gewinnen und Löhnen führen und damit positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben.
Die EZB misst die Inflation anhand des harmonisierten Verbraucherpreisindexes, die Deutsche Bundesbank zieht dagegen die Kerninflation zur Beurteilung inflationärer bzw. deflationärer Tendenzen heran. Bei der Kerninflation werden der Effekt des Ölpreises und die Preisentwicklung unverarbeiteter Nahrungsmittel nicht berücksichtigt. Die EZB verfolgt derzeit eine sehr lockere Geldpolitik und hat dabei auch auf das Quantitative Easing zurückgegriffen, da die Inflationsraten in den letzten Jahren gering waren. Die Deutsche Bundesbank ist laut Herrn Pfaffel der Meinung, dass bei Betrachtung der Kerninflation eine so lockere Geldpolitik nicht nötig gewesen wäre, da es sich um keine „negative“ Deflationstendenz gehandelt habe.
Anschließend stellte Herr Pfaffel die geldpolitischen Handlungsmöglichkeiten der EZB genauer dar, dessen derzeitiger Einsatz die kurz- und langfristigen Zinsen auf ein historisches Tief sinken ließ.
Auch Nebenwirkungen des Niedrigzinsumfeldes kamen im Vortrag von Herrn Pfaffel nicht zu kurz.
Fachschaftsbetreuerin StRin Kathrin Albersinger bedankte sich bei den beiden Mitarbeitern der Deutschen Bundesbank für den spannenden und informativen Vortrag, bei dem der Bundesbankdirektor die Schülerinnen und Schüler gekonnt miteinbezog und ihnen die geldpolitischen Zusammenhänge auf eine sehr anschauliche Art und Weise näher bringen konnte.